Das Konzept des No-/Non-Reward-Markers (NRM) ist in der Welt des Hundetrainings ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Idee hinter dem NRM ist es, dem Hund durch ein spezifisches Signal, beispielsweise ein Wort oder einen Ton (z.B. nein, ääh, schade) zu vermitteln, dass das aktuelle Verhalten nicht zu einer Belohnung führen wird. Obwohl diese Methode auf den ersten Blick effektiv erscheinen mag, bringt sie eine Reihe von Herausforderungen und Risiken mit sich. In diesem Artikel möchte ich diese Aspekte genauer beleuchten, da im (Trick-) Trainining häufig NRM verwendet werden.

Die Theorie hinter dem NRM

Die Basis des Non-Reward Markers liegt in der negativen Strafe. Das heißt, eine angenehme Konsequenz, etwa ein Leckerli oder ein Spielzeug, wird dem Hund entzogen, um ein bestimmtes Verhalten zu vermindern. Das Signal – der NRM – kündigt dieses Entziehen der Belohnung an. Theoretisch sollte dies dem Hund helfen, Verhalten zu vermeiden, das nicht belohnt wird. Doch hier liegt die erste Schwierigkeit: Der NRM kann schnell zu einer positiven Strafe werden, weil die Vorankündigung selbst unangenehme Emotionen hervorrufen kann.

Der „Fehlerbuzzer“ Effekt

Das Konzept des NRM ähnelt einem „Fehlerbuzzer“ z.B. in einer Quizzshow, bei dem ein falsches Verhalten (eine falsche Antwort) durch einen unangenehmen Ton markiert wird. Solche Töne können schnell unangenehme Emotionen auslösen und den Hund in einem Zustand der Unsicherheit und Stress versetzen. Daher ist es wichtig zu überlegen, ob diese Methode dem Tier tatsächlich hilft oder eher dem Trainer ein besseres Gefühl gibt. 

Mangel an Alternativen „Was soll ich denn machen?“

Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt am NRM ist, dass er dem Hund keine Alternativen anbietet. Der Hund erfährt lediglich, was er nicht tun soll, aber nicht, was er stattdessen tun kann. Das führt nur zu einer Art von „Ausschlussverfahren“, das dem Hund nicht unbedingt bei der Suche nach einem anderen, akzeptablen Verhalten hilft. In Seminaren habe ich früher Teilnehmer dazu aufgefordert nur über “nein” einem Hund (oder einem Menschen) ein Verhalten beizubringen. Da die Übung – trotz Ankündigung – so negative Auswirkungen auf die Teilnehmer hatte, führe ich diese Übung nicht mehr durch. 

Hemmende Wirkung auf das Verhalten

Es gibt auch die Sorge, dass die Anwendung eines NRM das allgemeine Verhalten des Hundes hemmen kann. Strafe, sei sie nun positiv oder negativ, kann sich generell hemmend auf das Verhalten des Tieres auswirken. Wenn der Hund ständig durch den NRM „korrigiert“ wird, besteht die Gefahr, dass seine allgemeine Motivation, neues Verhalten zu probieren oder generell zu interagieren, gemindert wird. Dies kann man deutlich im Verhalten vieler Hunde mit einem NRM erkennen. 

Die richtige „Geschwindigkeit“ im Hundetraining

Wenn das Ziel darin besteht, dem Hund ein gewünschtes Verhalten, z.B. die Rolle beizubringen, ist positiv verstärkendes Training effektiver. Hier fokussiert man sich darauf, dem Hund durch Belohnungen zu zeigen, welches Verhalten gewünscht ist, anstatt ihm durch den Einsatz eines NRM nur zu zeigen, was er nicht tun sollte. Bei Schwierigkeiten und unerwünschtem Verhalten vom Hund wird der Schwierigkeitsgrad im Training an den Hund angepasst. Wenn ich mit einem Hund trainiere, ist es wie beim Fangenspiel mit meiner kleinen Tochter: Es muss genau die richtige Geschwindigkeit sein. Zu schnell, und der Hund wird frustriert. Zu langsam, und er langweilt sich. Sage ich „nein“ wird sie vielleicht eingeschüchtert.

Begeisterung als Schlüsselindikator

Genau wie meine Tochter im Fangenspiel mit leuchtenden Augen und voller Begeisterung dabei ist, wenn das Tempo richtig ist, sollte auch dein Hund im Training klar zeigen, dass er sich wohlfühlt. Ein aufmerksamer und freudig mitarbeitender Hund ist oft ein Zeichen dafür, dass du den Schwierigkeitsgrad richtig eingestellt hast.

Mein Tipp

Der No-/Non-Reward-Marker ist ein komplexes Werkzeug im Hundetraining, das mit Vorsicht angewendet werden sollte. Während er auf den ersten Blick nützlich erscheinen mag, sind die negativen Auswirkungen nicht zu unterschätzen. Mein Tipp: Passe das Training an den Schwierigkeitsgrad deines Hundes an und schaue dabei, ob dein Hund mit Begeisterung dabei ist. Denn am besten lernt es sich doch, wenn Mensch und Hund Spaß dabei haben!

Happy Training

Deine Corinna