Wie bekomme ich meinen Hund bei Ablenkung besser fokussiert – insbesondere beim Spaziergang?
Die meisten von uns kennen das – wir gehen Gassi und unser Hund ist mit seiner Aufmerksamkeit überall, nur nicht bei uns. Das kann ganz schön frustrierend sein. Deshalb zeige ich dir heute ein paar Tricks, um dich wieder in den Fokus deines Hundes zu bringen.
Belohne freiwilligen Blickkontakt
Schaut dein Hund dich bei Spaziergängen ab und zu an und dreht sich zu dir um? Super, belohne das sofort! Wichtig ist, dass du wirklich in dem Moment belohnst, in dem sich dein Hund nach dir umdreht. Arbeitest du mit dem Clicker, dann klicke in dem Moment, in dem der Hund dich anschaut. Wenn du (noch) nicht mit dem Clicker arbeitest, dann belohne mit einem Markerwort. Sag also ein bestimmtes Wort, wie z.B „Klick“, sobald sich dein Hund nach dir umdreht und wirf ihm dann sofort ein Leckerli zu. Dein Hund wird lernen, dass es sich lohnt, dich immer mal wieder im Auge zu haben und er wird sich immer öfter freiwillig zu dir umdrehen und den Blickkontakt suchen.
Jeder Spaziegang ist ein Abenteuer
Für deinen Hund sind Spaziergänge die aktive Zeit des Tages. Du gehst wahrscheinlich spazieren, um dich im Wald zu entspannen und die Natur zu genießen, aber dein Hund möchte etwas aufregendes erleben und deshalb ist es wichtig, dass du die Spaziergänge spannend gestaltest und dich während des Spaziergangs mit deinem Hund beschäftigst. Das ist auch gar nicht so schwer. Du kannst z.B. Leckerlies werfen und suchen lassen, Leckerlies oder Spielzeug verstecken und suchen lassen, Ball spielen oder auch mit deinem Hund gemeinsam Mäuselöcher erkunden und, an geeigneten Stellen, sogar gemeinsam buddeln. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und dein Hund freut sich sicher schon auf das nächste Abenteuer mit dir.
Corinna Lenz
Autorin, Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin
Ich unterstütze dich und deinen Hund dabei, mit Freude zu einem wundervollen Team zu werden.
Was kannst du bei Ablenkung tun?
Es ist immer gut, einen Notfallplan in der Hand zu haben.
Wenn dein Hund überhaupt nicht mehr ansprechbar ist und du ihn schnell aus einer Situation bringen und seine Aufmerksamkeit haben möchtest, kannst du ihm eine Leckerlitube vor die Nase halten. Diese gibt es in mehreren Geschmacksrichtungen, z.B. Leberwurst. Du hältst einfach die Tube vor die Nase deines Hundes, drückst mit leichtem Druck drauf, damit der Hund die Wurst lecken kann, und führst ihn aus der Situation heraus.
Auch Ablenkung akzeptieren, muss man lernen
Das ganze Leben ist spannend und dein Hund muss lernen, dass nicht alles seine Aufmerksamkeit benötigt. Gewöhne ihn an verschiedene Umweltreize, indem du dich mit ihm z.B auf eine Decke oder eine Parkbank setzt und ihm etwas zum kauen gibst. Achte darauf, dass Hunde, die euch begegnen, angeleint sind. An Radwegen ist dies meist der Fall. So kann dein Hund ganz entspannt auf seinem Kauknochen kauen und dabei die Umwelt, Jogger, Autos, Radfahrer und andere Hunde kennenlernen.
Huch, das ist aber gruselig
Damit deinem Hund seine Umgebung keine Angst macht, muss er sie sehen können. Wenn du einen langhaarigen Hund hast, dann achte bitte darauf, seine Augenpartie freizuschneiden, damit er seine Umwelt nicht nur hinter einem Vorhang wahrnehmen kann. Für deinen Hund ist es auch sehr wichtig, dass er nicht von Dingen überrascht oder erschreckt werden kann. Lasse ihn Dinge betrachten, an ihnen schnuffeln und belohne ihn mit Markerwort und Leckerli, wenn er sich unheimlichen Dingen nähert. Ermutige ihn, sich seinen Ängsten zu stellen und lasse ihm dafür ausreichend Zeit.
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Hilf deinem Hund, Dinge zu erkunden
Ich erkläre dir diese Übung am Beispiel eines anderen Hundes, vor dem dein Hund Angst hat. Du kannst sie aber auch bei anderen Dingen anwenden, vor denen sich dein Hund fürchtet.
Der andere Hund sitzt mit einer Hilfsperson und angeleint in dem Abstand zu euch, bei dem dein Hund noch nicht reagiert, sich also weder versteift noch in die Leine wirft.Du lässt deinen Hund sitzen und wartest einfach, bis er sich zu dir umdreht. Sobald er sich zu dir umdreht, startest du ein kleines Freudenfest, freust dich, gibst ihm viele Leckerlis und lobst ihn ausgiebig. Dann näherst du dich dem Hund ein ganz kleines Stück und wiederholst das Spiel. So näherst du dich dem anderen Hund oder dem Objekt, vor dem dein Hund Angst hat, Schritt für Schritt. Für dich mögen es kleine Schritte sein, für deinen Hund ist jeder Schritt eine halbe Mondlandung.
Hilfe, mein Hund frisst keine Leckerli
Ja, es gibt sie, die Hunde die unterwegs keine Leckerlis wollen. Futter ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten, deinen Hund beim Gassi gehen zu belohnen.Schreib dir doch einfach einmal 10 Dinge auf, die dein Hund toll findet und die du unterwegs als Belohnung einsetzen kannst. Das kann ein Lieblingsspielzeug sein, vielleicht wird er an einer Stelle besonders gern berührt, wie zB hinter den Ohren, oder er buddelt gerne, schnüffelt viel, beobachtet gerne seine Umwelt, mag Wettrennen, schwimmt gerne, oder mag Zerr- oder Ballspiele. Du findest bestimmt viele Möglichkeiten, deinen Hund zu belohnen.
Igitt, mein Hund frisst Kot
Kotfressen kann viele verschiedene Ursachen haben. Manche Haufen riechen extrem gut, weil sie noch viele Lockstoffe enthalten, aber es kann auch sein, dass dein Hund einen Vitamin- oder Mineralstoffmangel hat oder er hat Würmer.
Welpen und Junghunde sind von Natur aus neugierig und lieben es, ihre Umwelt zu erkunden. Das machen sie sehr oft mit dem Maul. Hier ist es wichtig, nicht sofort einzugreifen, denn die Hunde erkunden die Dinge mit dem Maul und spucken sie dann meist wieder aus. Greifen wir ein und versuchen wir, ihnen die Sachen wegzunehmen, dann wollen sie sie vor uns in Sicherheit bringen und schlucken sie runter. Das kann gefährlich werden, besonders wenn sie lernen, dass der Mensch alles wegnehmen will und man deshalb am besten alles schlucken sollte. Ein gutes Rückrufsignal und Maulkorbtraining sind, gerade auch in solchen Situationen, sehr empfehlenswert.
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Viel Spaß und viel Erfolg wünscht
Corinna